„Ein Appell der etwas anderen Art: Für das
Kunstprojekt "5000 Liebesbriefe" von Mats Staub und Barbara Pulli aus Zürich ersuchen die Wiener Festwochen um die Mithilfe aller glücklich oder unglücklich Verliebten. Gesucht werden Einzelbriefe oder langjährige Briefwechsel von 1890 bis heute, handschriftlich, per Schreibmaschine, Computer oder e-mail verfasst.“
Diese Schlagzeile ließ mich nachdenken über den Liebesbrief.
Gibt es der noch?
Der mit voller Leidenschaft handgeschriebenem Liebesbekenntnis im 21.Jahrtausend?
Oder durch unsere schnelllebige Zeit gehört es dem Vergangenheit?
Wann überhaupt schreiben wir noch handgeschriebene Briefe? Egal welcher Art: an unsere FreundInnen,oder Familie?
Ich las in meiner Jugend sehr gerne Liebesromane, Onegin von Puschkin gehörte zu meinen Lieblingsromanen.
Ich erinnere mich immer noch an den berühmten Brief von Tatjana an ihm.
Eugen Onegin, ist ein Lebemann: leichtfertig, verantwortungslos, charmant, ein Draufgänger.
In ihn hat sich die zurückhaltende, unauffällige Tatjana verliebt. Sie gestand ihm ihre Liebe in einem Brief:
„Ich schreib an Sie – muss ich’s begründen?
Sagt dies nicht mehr als Worte tun?
Sie dürften, wenn Sie’s richtig finden,
Mich strafen mit Verachtung tun.
Doch wenn Sie etwas mitempfinden
Mit meinem Traurigen Geschick,
So stoßen Sie mich nicht zurück. …
Der Himmel will es: ich bin Dein;
Mein Leben war dafür verpfändet,
Dass Du mich triffst und löst es ein;
Ich weiß es: Gott hat Dich gesendet,
Mein Hüter bis ans Grab zu sein…
Du bist mit oft im Traum erschienen,
Ich liebt Dich, eh ich Dich gesehn,
Dein Zauberblick ließ mich vergehn,
Und Deine Stimme klang tief innen
Mir längst… das war kein Traum, viel mehr!
Kaum tratst Du ein, und ich erkannte,
Ich fühlte nichts mehr, ich entbrannte,
Und sprach im Geiste: das ist Er! …
Ich schließe! Schrecklich, was ich schrieb…
Ich sterbe fast vor Scham und Grauen…
Doch da mir Ihre Ehre blieb,
Will ich mich kühn ihr anvertrauen.“
er traf sich mit ihr und wies sie zurück:
„'Ich bin Ihrer nicht im Geringsten würdig. Glauben Sie mir - das Gewissen ist hierfür der Bürge: Die Ehe wäre für uns eine Qual. Sosehr ich sie auch liebte - sobald es zur Gewohnheit würde, wäre alles aus; [...]Ein junges Mädchen tauscht öfters seine Hirngespinste gegen andere aus...sie werden sich wieder verlieben; aber...lernen Sie, sich zu beherrschen; nicht jeder wird Sie, wie ich, verstehen' [...]
Durch Tränen hindurch, die ihr den Blick verschleierten, kaum atmend, ohne etwas zu entgegnen, hatte Tatjana ihm zugehört.“
Warum sind wir nicht mehr in der Lage unsere Gefühle artikulieren in wunderschönen Briefen wie damals üblich war?
Wann haben wir unseren letzten Liebesbrief geschrieben?
Ich meine echtes, handgeschriebenes..
Ich als Jugendliche, und habe es dann nie verschickt ,aus Angst zurückgewiesen zu werden.
Ich weiß nicht mal ob ich es bewahrt habe.
Später habe nur mündliche Bekenntnisse gehabt, und seit wir den modernen Weg der Kommunikation haben dann auf diesem Wege.
Aber es ist anders. Es fehlt da was.
Diese Appell Für das Kunstprojekt "5000 Liebesbriefe" wäre eine schöne Herausforderung an uns alle.
Wir sind hier als BloggerInnen schon geübte kleine „Literaten“.
Wie wär’s damit einmal mit einem Liebesbrief zu versuchen?